Kapitel 4 - Klärende Gespräche

 

Sie räusperte sich und fing dann an zu erzählen.

,,Ich hatte an dem Abend Stress mit meinem Freund. Er ist krankhaft eifersüchtig und hat mal wieder einen seiner Erscheinungen gehabt. Er dachte ich hätte mich mit einem anderen Kerl getroffen. Das habe ich aber nicht. Na ja und er hat mir an dem Abend eine ziemliche Szene gemacht. Völlig in Rage geredet und außer sich hat er mir dann eine reingehauen. Ich bin daraufhin dann abgehauen. Da habe ich dich ja dann auch getroffen.“

Schockiert über die Erzählung sah ich sie sprachlos an.

,,Er hat dich geschlagen?“, fragte ich zur Sicherheit nochmal nach.

Sie nickte nur stumm.

Die Tatsache, dass sie erwähnte, dass sie einen Freund hatte, ließ ich erst mal unkommentiert.

Zu sehr war ich von dem was sie danach sagte schockiert.

,,Ich wollte einfach nur noch weg. Deswegen bin ich planlos durch Dortmund gelaufen. Leider habe ich dich wirklich völlig übersehen.“

,,Das ist doch nicht so schlimm. Es ist doch nichts passiert. Nur wenn ich das da schon gewusst hätte, dann hätte ich dich doch nicht mehr alleine gehen lassen.“

,,Das ist schon okay. Mir ist ja nichts passiert. Ich bin zu einer Freundin gegangen. Die wohnt nicht weit weg von hier. Deswegen hast du mich an dem Abend wohl auch nicht mehr gefunden.“

,,Das leuchtet ein. Aber das ist doch wohl das Allerletzte. Wie kann denn ein Mann nur eine Frau schlagen?“

,,Ich weiß auch nicht, was mit ihm los war. Das war aber auch das erste Mal. Das hat er noch nie getan. Sonst brüllt er immer nur rum, aber da bekomme ich ihn Recht leicht wieder beruhigt. Das ist mir an dem Abend leider nicht gelungen. Ich weiß auch nicht, was ich da falsch gemacht habe.“

,,Du hast gar nichts falsch gemacht, Emma. Das Einzige, was da falsch gelaufen ist, ist dein Freund.“

,,Mein Ex. Ich habe mich nachdem ich die Wohnung verlassen habe quasi von ihm getrennt. Er hat Terror geschoben, weshalb ich mir eine neue Handynummer zugelegt habe. Seitdem ist Ruhe. Er weiß scheinbar auch nicht wo ich bin oder sucht einfach nicht nach mir.“

,,Der soll dich auch in Ruhe lassen. Ich meine das geht ja wirklich nicht.“

Immer noch schockiert sah ich sie an.

Eine längere Pause kehrte ein, in der keiner von uns etwas sagte.

 

 

Das musste ich erst mal verarbeiten.

So was wurde mir schließlich nicht jeden Tag erzählt und ich fand es einfach unmöglich.

Ein Mann sollte seine Frau auf Händen tragen und sie nicht schlagen.

Kopfschüttelnd versuchte ich zu begreifen, was mir aber nicht Recht gelingen wollte.

Emma hingegen schien das alles mit Humor zu sehen.

Sie saß mir zugewandt mit einem Lächeln auf den Lippen vor mir und sah mich an.

,,Du bist süß, wenn du so angestrengt nachdenkst.“, stellte sie schüchtern fest.

,,Danke.“, sagte ich und erwiderte ihr Lächeln.

,,Magst du noch einen Kaffee?“

,,Nein, danke. Es ist schon zu spät, sonst kann ich nachher nicht mehr schlafen. Aber ich nehme eine Cola, wenn du hast und ich dich nicht mit meiner Anwesenheit nerve.“

,,Nein, das tust du auf keinen Fall. Ich bin ja froh, dass du hier bist. Ich habe mich schon wahnsinnig auf morgen gefreut und bin umso erfreuter, dass ich dich heute schon sehen durfte.“

Sie lächelte mich an.

Ich stand auf um in der Küche zwei Gläser und eine Flasche Cola zu holen.

,,Du bist ganz anders, wie ich gedacht habe.“, stellte sie nüchtern fest.

,,Wie hast du dir mich denn vorgestellt?“

,,Na ja auf den ersten Blick siehst du eher aus wie ein Macho und ein Draufgänger. Aber wenn man dich erlebt hat, merkt man, dass du das nicht bist.“

,,Danke.“, sagte ich und bemühte mich nicht rot zu werden.

,,Ist das wirklich kein Problem für dich, dass du Mario abgesagt hast? Ich meine du hast das doch extra wegen mir gemacht und das muss doch nicht sein. Ich wollte ja auch eigentlich morgen erst kommen.“

,,Nein, das ist kein Problem. Ich werde dem das erklären, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.“

,,Dann ist ja gut.“

Und wieder trat Stille ein.

 

 

Aber es war keine unangenehme Stille.

Ich musste feststellen, das selbst Schweigen mit ihr toll war.

,,Du bist schon echt ein toller Kerl.“, brach sie nach einer Weile das Schweigen.

,,Wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte ich dann doch etwas verwirrt wissen.

,,Es ist einfach so. Ich meine ich sehe dich im Fernseher. Ich sehe dich bei den Spielen und doch wusste ich schon immer, dass du ein besonderer Kerl bist und das hast du jetzt auch nochmal bestätigt.“

,,Danke.“, sagte ich und konnte mir das rot werden diesmal nicht mehr verkneifen.

Verlegen senkte ich den Blick gen Boden.

Sie legte ihre Hand unter mein Kinn und drückte meinen Kopf sanft nach oben.

Ich folgte ihrer stummen Bitte und sah sie an.

Unsere Blicke trafen sich und wir blickten uns eine Weile einfach nur an.

Es war ein unglaublich schöner Moment und es fühlte sich an wie pure Magie.

Völlig in ihren Bann gezogen näherten sich unsere Köpfe und somit auch unsere Lippen.

Noch bevor ich realisieren konnte was eigentlich um mich herum geschieht, lagen ihre Lippen auf meinen.

Es dauerte nur einen Bruchteil von Sekunden, bevor ich ihre Zunge zögernd und schüchtern an meinen Lippen spürte.

Nur zu gerne gewährte ich ihr Einlass und unsere Zungen trafen sich.

Schüchtern und verspielt fochten sie einen Kampf aus.

Es fühlte sich an, als stünde mein Körper in Flammen.

Mir wurde heiß und kalt zugleich.

Ich hatte das Gefühl zu schweben.

Es war ein Moment, den ich noch nie vorher in meinem Leben so erlebt hatte.

Als wir den Kuss gelöst hatten, blickte sie mich noch kurz an und stand dann auf.

Mit einem „Sorry“ verließ sie fast fluchtartig meine Wohnung.

Ich stürzte ihr hinterher nach draußen und lief die Straße entlang.

Den stetigen Regen, der auf mich niederprasselte, ignorierte ich und lief einfach weiter.

Doch egal wie weit ich lief, ich konnte sie nicht mehr entdecken.

Da sie aber sagte, dass eine Freundin in der Nähe wohnen würde, war sie wohl dort.

Also entschloss ich mich wieder zurück zu gehen in meine Wohnung.

Die Regentropfen fielen erbarmungslos vom Himmel und suchten sich unaufhaltsam den Weg durch den dünnen T – Shirt Stoff.

 

 

Als ich dann endlich meine Wohnung wieder erreicht hatte, stellte ich fest, dass ich doch ein ganz schönes Stück gelaufen sein musste, denn meine Kleidung war bis auf die Unterwäsche nass.

Ich entschloss mich, erst mal ins Schlafzimmer zu gehen und mich umzuziehen.

Nachdem das erledigt war und ich trocken war, ging ich in mein Wohnzimmer und schnappte mir mein Handy.

Nun musste doch Mario wieder herhalten.

Ich wählte seine Nummer und wartete das er dran ging.

,,Götze?“, meldete er sich kurze Zeit später.

,,Reus. Magst noch vorbei kommen?“

,,Wo ist denn deine Emma?“

,,Weg.“

,,Wie weg?“

,,Weg. Ich will nicht drüber reden. Zumindest nicht am Telefon. Komm einfach her, wir zocken Fifa und gut ist, okay?“

,,Ja, ich bin in einer halben Stunde bei dir.“

,,Danke. Bis gleich.“

,,Bis gleich.“

Zufrieden legte ich auf und machte erneut die Musik an.

Diesmal noch lauter.

Ich musste mich irgendwie ablenken, bis Mario endlich bei mir war und ich mit ihm reden konnte.

Umfrage

Hat euch das Kapitel gefallen?

Ja, war gut (0)
0%

Joa, war ganz okay (1)
100%

Es ging so, eher nicht (0)
0%

Nein, überhaupt nicht (0)
0%

Stimmen insgesamt: 1

Thema: Kapitel 4 - Klärende Gespräche

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag